12.11.2022 1:51 Uhr
Das Getreideabkommen zwischen Russland und der Ukraine läuft nächste Woche aus. Die Verlängerung steht auf der Kippe – Moskau fordert Entlastungen für seine Düngemittelexporte. Die Vereinten Nationen unterstützen die Forderungen Russlands. Die Vereinten Nationen haben Länder auf der ganzen Welt aufgefordert, Hindernisse für Düngemittelexporte aus Russland zu beseitigen. „Die Welt kann es sich nicht leisten, dass globale Probleme mit der Verfügbarkeit von Düngemitteln zu globaler Nahrungsmittelknappheit führen“, sagten die Vereinten Nationen nach Gesprächen mit dem stellvertretenden russischen Außenminister Sergej Werschinin und seiner Delegation in Genf. Russland hatte die Fortsetzung des Getreideabkommens in Frage gestellt, das ukrainische Exporte durch das Schwarze Meer erlaubte. Russland hatte Exporte blockiert, seit es im Februar seinen Angriffskrieg gegen seinen Nachbarn begonnen hatte. Die im Juli getroffene Vereinbarung läuft am 19. November aus. Vor dem Krieg lieferten Russland und die Ukraine fast ein Viertel der weltweiten Getreideexporte. Das von der UNO und der Türkei vermittelte Abkommen vom Juli bestand aus zwei Deals: Neben ukrainischen Exporten umfasste es trotz westlicher Sanktionen auch den Export russischer Nahrungsmittel und Düngemittel. Aber das hat sich als schwierig erwiesen: Obwohl die Sanktionen nicht direkt auf diese Exporte abzielen, erschwert ihre Existenz russischen Akteuren den Besuch europäischer Häfen, die Abwicklung von Zahlungen und den Abschluss einer Versicherung für ihre Schiffe. Aus diesem Grund hatte die Moskauer Regierung gedroht, das Abkommen nicht zu verlängern. Über eine Fortsetzung wurde in Genf zunächst nicht entschieden. Die Vereinten Nationen fügten ihrer ursprünglichen Erklärung zu dem Treffen später Folgendes hinzu: „Die Teilnehmer setzen sich weiterhin für die Umsetzung der Schwarzmeergetreideinitiative ein und führten konstruktive Diskussionen über ihre Fortsetzung.“
Die UN warnt im Falle eines Deals vor schwerwiegenden Konsequenzen
Die Vereinten Nationen sagten nicht, ob Russland eine Verlängerung des Getreideabkommens versprochen hatte. Nach UN-Angaben soll aber nächste Woche ein Frachtschiff mit gespendetem Dünger nach Malawi in Afrika aufbrechen. Boubaker Benbelhassen, Direktor für Einkauf und Handel bei der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, hat davor gewarnt, dass es schwerwiegende Konsequenzen geben wird, wenn das Abkommen nicht verlängert wird. Dann müssten die Preise wieder steigen und die Versorgung vieler angebotsabhängiger Länder werde eingestellt, sagte er in Genf. Nach Angaben des Koordinierungszentrums für Getreideabkommen haben seit dem 11. November 489 Schiffe ukrainische Häfen mit unter anderem Weizen, Mais, Sonnenblumenöl und Sojabohnen verlassen. Allein seit dem 1. November sind mehr als 20 Schiffe zu Orten wie dem Libanon, Marokko, Libyen, Spanien, Rumänien und China gesegelt. Am Freitagmorgen sind den Angaben zufolge vier Schiffe ausgelaufen.