Das Treffen begann am 11. November rund um die Zülpicher Straße in Köln. sehr großer Andrang. Strafverfolgungsbehörden und Zäune wurden mit Füßen getreten. Die Idee, die Stadt zu sichern, ging offenbar nicht wie geplant auf.
Der Karnevalsstart am 11.11. hat zu einem noch nie dagewesenen Besucheransturm auf das Partyviertel “Kwartier Latäng” geführt. Bereits am Mittag hatte die Stadt alle Nachtschwärmer eingeladen, nicht den Weg ins Studentenviertel zu nehmen, sondern in andere Stadtteile zu gehen. Mehrere Bahnlinien wurden gestoppt. Am Abend teilte die KVB mit, dass “aufgrund der am Freitag von der Polizei angeordneten überfüllten Festzone” keine Straßenbahnen mehr im Innenstadtbereich verkehren würden.
Außerdem meldete die Stadt Köln gegen 18 Uhr. dass Züge der Deutschen Bahn wieder am Südbahnhof halten würden. Auch hier wurde der Verkehr gestoppt.
Gedränge auf der Zülpicher Straße Bild: dpa/Thomas Banneyer
Um 12:00 Uhr war der Druck offenbar schon so groß, dass Polizei und Zäune überwunden waren. Spezialeinheiten der Polizei versuchten, die Zülpicher Straße abzusichern. Aber auch in den Seitenstraßen waren manchmal viele Menschen. Diverse Videos solcher Momente kursieren in den sozialen Medien.
Bürgermeister Reker: „Wenn nichts Schlimmes passiert, bin ich zufrieden“
Das Sicherheitskonzept der Stadt Köln wurde bereits im Vorfeld als „Chaos mit Durchsage“ kritisiert. Die Stadt habe die Bedenken von Gastgebern und Veranstaltern bei der Planung nicht berücksichtigt, hieß es. Zuvor hatte die Stadt Köln mitgeteilt, Ziel des Sicherheitskonzepts sei es, „die Nachtschwärmer zu schützen und die Interessen der Anwohner im Bereich der Karnevals-Hotspots bestmöglich zu wahren“.
Kaputte Zäune auf dem Partygelände Bild: dpa/Thomas Banneyer
Am Nachmittag machte sich Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) ein Bild von der Lage vor Ort. Vor den Zäunen rund um die überfüllte Zülpicher Straße standen in diesem Moment bereits Zehntausende, meist junge, feierfreudige Menschen. Es sei zu beachten, “dass zu viele Menschen auf zu engem Raum sind”, räumte Reker ein. Die Idee der Sicherheit war jedoch schon vor langer Zeit vorbereitet worden.
Auf der Zülpicher Straße herrschte nicht nur ein Andrang, sondern auch gute Laune Foto: WDR/Jan Korff
“Die Art, wie hier gefeiert wird, mag man mögen oder nicht”, erklärte er, “aber so machen es die jungen Leute.” Die Stadt müsse die Rahmenbedingungen schaffen, „wo sie dies sicher und geordnet tun können“. Im kölschen Dialekt fügte Reker dann hinzu: „Wir brauchen niemanden, der uns erklärt, wie man Karneval feiert.“
Wenn alles so läuft “und nichts Schlimmes passiert, worüber ich mir immer Sorgen mache, bin ich zufrieden.” Man wolle “aus den heutigen Erfahrungen lernen, wie man es besser machen kann”.
Am Nachmittag beorderte die Kölner Polizei „angesichts der aktuellen Entwicklungen“ weitere MAT-Einheiten in die Stadt. „Alkoholbedingt“ werden viele Nachtschwärmer schon früh aggressiv. Bis 15 Uhr meldete die Polizei etwa 300 Einsätze. „Wer zu weit fährt, läuft Gefahr, aus dem Verkehr gezogen zu werden“, so die Polizei.
Gedränge auf der Zülpicher Straße Bild: WDR
Am frühen Abend öffnete die Polizei die Zugänge zur Zülpicher Straße wieder. Sie sei zwar relativ voll, biete aber keine “Notdichtigkeit” mehr, berichtete WDR-Reporter Jochen Hilgers. Neuankömmlinge und ihr Gepäck würden an den Eingängen von Sicherheitskräften kontrolliert.
Vorschläge aus der Gastronomie wurden nicht umgesetzt
Im Vorfeld hatten Gastronomen aus der Umgebung die Stadt gebeten, einen Ersatzraum zu schaffen, der ein Programm für die vielen jungen Menschen bieten würde. Das hat die Stadt nicht gemacht. Dafür habe sich kein Veranstalter gefunden, sagte Reker. Jeder, der eine gute Idee habe, „wie man diese Menschenströme so steuern kann, dass sie völlig reibungslos ablaufen, ist herzlich willkommen“.
Mit dabei war auch Christoph Kuckelkorn, Präsident des Kölner Karnevalskomitees. Auffällig sei die lange Abwesenheit der Menschen aus den Ferien, sagte er, „die Leute wollen draußen feiern“. Aber es sei auch “schade, wenn Leute aus Köln mit uns feiern wollen und kein Platz ist.”
Während in anderen Jahren in diesem Bereich schätzungsweise 30.000 Menschen den Sitzungsauftakt feierten, kamen heute etwa 50.000, sagte WDR-Reporter Hilgers, „das war vorhersehbar.“ Hätte die Polizei an den Einstiegsstellen nicht eingegriffen, „hätte es zu dramatischen Szenen kommen können“. Viele gingen dann einfach “ziellos durch die Stadt”.
Die überwiegende Mehrheit der Nachtschwärmer sei friedlich auf der Straße gewesen, so Hilgers Zwischenfazit am frühen Abend. Andererseits war die drohende Engstelle gefährlich, die die Stadt nicht zu verhindern wusste.
Zuständig ist unter anderem Stadtdirektorin Andrea Blome, die auch Leiterin des Bereichs Sicherheit und Ordnung ist. Er sagte am Abend gegenüber der WDR Ortszeit aus Köln, man habe sich „sehr bewusst“ entschieden, keine weiteren Feierorte anzubieten – „mangels eines Veranstalters“. Zu dem Vorschlag, Bühnen mit über die ganze Stadt verteiltem Programm anzubieten, um die Zülpicher Straße zu nivellieren, sagte Blome: „Dafür sollten Sie sich hinsetzen.“
Er räumte zwar ein, dass es heute Probleme auf dem Festivalgelände gebe, sagte aber auch: „Andere müssten helfen“ – etwa das Festivalkomitee – um „das Ganze für das Festivalpublikum, das wir dort haben, komplett neu aufzusetzen“. .
Überfüllte Nachtschwärmer Bild: dpa/Thomas Banneyer
Vermieter unter anderem aus dem Stadtteil Zülpicher befürchteten, dass das Sicherheitskonzept der Stadt so nicht funktionieren würde. Die Gegend ist schon seit geraumer Zeit ein Hotspot…